Chronik der Familie Schuhmann

aus dem Mühlviertel, Oberösterreich

Familien-Chronik
Diese Familien–Chronik habe ich zur Ehre und zum bleibenden Andenken an unsere lieben Eltern, Großeltern Urgroßeltern, sowie zu dem Zwecke verfaßt, unseren Nachkommen die wichtigsten Daten und sonstigen Ereignisse in der Familie bleibend zu erhalten. Ich stelle aber nach meinem Ableben an den jeweiligen Besitzer dieser Chronik die liebevolle Bitte, dieselbe getreulich in gleichem Sinne weiterzuführen und sodann an seine Nachkommen mit der gleichen Bestimmung wieder zu übergeben.
Mit diesen Worten begann Anton Schuhmann (*1867 in Amesschlag, Pfarre Oberneukirchen; +1954 in Hollabrunn) seine Aufzeichnungen zur Geschichte der Familie Schuhmann, die er im Juni 1914 fertigstellte. Anlass waren die Erzählungen seines Vaters Johann Schuhmann (*1833 in Amesschlag, Pfarre Oberneukirchen; +1915 in Gramastetten), dass dessen Großvater Thomas Schuhmann (*1743 in Traberg, Pfarre Oberneukirchen; +1802 in Traberg) in Traberg Besitzer des großen Priglingerhauses gewesen und der eigentliche Gründer der Pfarre, Kirche und Schule in Traberg war.
Schon 1909 unternahm Anton Schuhmann, der 1901 zum k.k. Steueramtsadjunkten in Tulln ernannt und 1906 nach Hollabrunn versetzt worden war, mit seinem Sohn Adolf eine Reise ins Mühlviertel und erhielt in Traberg Einsicht in die dortige Pfarrchronik.
Chronik der Pfarre Traberg, Seite 4:
Insbesondere war es Thomas Schuhmann, der Besitzer der Priglinger=Taferne, der sich die Gründung der Pfr. sehr angelegen sein ließ. Nachdem derselbe im Stifte Wilhering diesbezüglich nicht viel Gehör gefunden hatte, soll er durch einen gewissen, in Pöllersreit behausten Mann, der bei Sr. Majestät öfter Audienz erhielt, diese Angelegenheit bei der h. Regierung wirksam angeregt haben.
Wie sehnlichst die Traberger die Errichtung einer eigenen Pfr. wünschten u. wie viel Mühe diesfalls sich Thomas Schuhmann gab, liegt ausgesprochen in dem damals von den hiesigen Leuten häufig gesungenen, etwas drastischen „Liede von der Entstehung des Traberg“, welche im hiesigen Archive aufbewahrt ist.
Anton Schuhmann dokumentierte in weiterer Folge Familienereignisse und das Weltgeschehen wie z.B. den Ausbruch und Verlauf des ersten Weltkrieges, den Einsatz seines Sohnes Adolf als Feldwebel in Bosnien, Serbien und dann später als Fähnrich in Südtirol. Adolf geriet bei der 11. Isonzoschlacht im August 1917 in italienische Gefangenschaft und kam erst im Oktober 1919 wieder nach Hause.
Von diesen Aufzeichnungen verfasste Anton Schuhmann ab 1918 in unregelmäßigen Abständen Abschriften und versandte diese per Brief an seine Brüder in Oberösterreich, u. a. auch an meinen Großvater Ignaz Schuhmann (*1880 in Gramastetten; +1959 in Hartheim, Pfarre Alkoven) nach Hartheim, Alkoven.
Diese Briefe gingen dann in den Besitz meines Vaters Karl Schuhmann (*1921 in Hartheim, Pfarre Alkoven; +2000 in Grieskirchen) über, der die Chronik mit den Daten zu seiner Familie, Ereignissen in Alkoven, seinen Erlebnissen im 2. Weltkrieg (Russlandfeldzug mit Verwundung ca. 40km vor Stalingrad) und mit der Dokumentation der Verbrechen der NS-Euthanasie im Schloss Hartheim ergänzte. Siehe dazu auch den Beitrag im Gedächtnisbuch OÖ 2024.
Das historisch wahrscheinlich bedeutenste fotografische Dokument über die Verbrechen der NS-Euthanasie in Hartheim während des 2. Weltkrieges ist das Foto "Schlossbild rauchend". Mein Vater Karl Schuhmann hat Ende 1940/Anfang 1941 vom Hof seines Elternhauses direkt gegenüber dem Schloss den dunklen aufsteigenden Rauch des Krematoriums im Schloss fotografiert. Dieses Foto ist urheberrechtlich geschützt, Anfragen bzgl. Nutzung und Verwendung bitte an Wolfgang Schuhmann oder an Schloss Hartheim.
Ein wesentlicher Beitrag meines Vaters zur Familienchronik ist die Dokumentation der Widerstandstätigkeit seines älteren Bruders Ignaz Schuhmann (*1909 in Hartheim, Pfarre Alkoven; +1945 hingerichtet in Wien) zusammen mit Leopold Hilgarth, Johann Keppelmüller und meinem Vater Karl, der Verurteilung der Gruppe und der Vollstreckung der Urteile. Details dazu sind im Gedächtnisbuch OÖ 2024 nachzulesen.

Wolfgang Schuhmann
Im Jänner 1996 überreichte ich meinem Vater zu seinem 75. Geburtstag die gebundene Erstausgabe der Familienchronik. Nach vorangegangenen Recherchen in der Verwandtschaft, der Abschrift aller Dokumente und der Neuerstellung des Stammbaumes waren 11 Generationen beginnend mit der Hochzeit von Paul Schuhmann und Susanna Haslinger im Jahre 1678 in St. Johann am Wimberg dokumentiert.
In weiterer Folge konnte ich die Chronik mit Fotos und Dokumenten von Verwandten und den Hofchroniken des Wimhofes in Gramastetten und des Denkmayerhofes in Lichtenberg ergänzen. Eine wesentliche Möglichkeit zur umfassenden Erforschung der Vorfahren ergab sich ab 2011, als die Pfarrmatriken der Diözese Linz digitalisiert und auf matricula-online.eu veröffentlicht wurden. Einige Besuche im Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz ergänzten die Recherchen.
Der derzeitige Stand umfasst mehr als 500 Personen (geborene Schuhmann und Ehepartner) in 12 Generationen. Das früheste nachweisbare Datum ist der 09.12.1662, an diesem Tag ist Max, der Sohn der Stammeltern Hans und Barbara Schuhmann in Kepling, Pfarre St. Johann am Wimberg, 15jährig verstorben.
Die Mitglieder der Familie Schuhmann verteilen sich hauptsächlich im Mühlviertel, wobei Gramastetten und St. Martin im Mühlkreis Häufungspunkte sind, in Alkoven und Umgebung, in Linz, Niederösterreich und Wien. Ein Zweig unserer Familie ist seit ca. 100 Jahren in Innsbruck und Umgebung beheimatet, auch in Australien und England ist unsere Familie vertreten.

Weitere Details zur Chronik und zu Personen, speziell noch lebenden, werden hier nicht veröffentlicht (Datenschutz). Ich freue mich aber über Hinweise und Beiträge (Fotos, Dokumente, Familienereignisse, etc.) zur Vervollständigung dieser Chronik und gebe Auszüge daraus gerne an die Verwandtschaft weiter.



Maissau, im Dezember 2020
© Wolfgang Schuhmann